EMPFEHLUNG: Wilfried Glar, „Die materialisierte Kultur der Oromo“

PGS-91-1-2014 BUCHEMPFEHLUNG OROMO GLAR

– Wilfried Glar – Die materialisierte Kultur der Oromo – Eschweiler – 2014 – 

Ein umfassender Überblick
91 Gruppen mit ca. 650 Objekten in Farbabbildung.
104 Seiten
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Literaturnachweise

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LESEPROBEN AUS „Die materialisierte Kultur der Oromo“:

1.  Die Oromo
Die Oromo, die früher auch Galla genannt wurden, stellen in Äthiopien mit mehr als 25 Millionen Menschen die größte Volksgruppe und sprechen eine ostkuschitische Sprache. Einige wenige Clans ihrer Unterethnien leben/lebten im nördlichen Kenia.

Vermutlich liegen ihre Ursprünge im äthiopischen Hochland um Bali. Sie vermehrten sich dort so stark, dass sie sich in verschiedene Stämme aufteilten und sich schließlich zu Beginn des 16. Jhds. in alle Himmelrichtungen verbreiteten[1]. (Im weiteren Verlauf beziehen sich alle eingefügten Seitenzahlen ohne Fußnoten auf Haberland, 1963.)

Die Oromo leben vorwiegend von der Landwirtschaft, sind Viehzüchter und betreiben extensiven Feldfrüchteanbau.

Ihre Sozialordnung beruht auf dem Gada-System, welches u.a. Haberland erforscht und ausführlich beschrieben hat.

Die Oromo (Gala, Galla, Gallinyas, Ilma Orma, Orma, Oromata) gliedern sich in folgende Unterethnien – Schreibweisen nach Biebuyck[2], ergänzt nach Haberland. (Seite 12 ff)
–           Arusi (Arsi, Aruschi, Arussi)
–           Borana (Boran, Western Galla)
–           Gabbra (Gabra)
–           Guji (Gamgam, Gugi)
–           Karayu
–           Macha (Macca, Matcha, Mecha)
–           Östliche Oromo (Gruppe mit Itu (Ittu) und anderen)
–           Raya (Azebo)
–           Tana-Galla (Oromo, Süd-Galla)
–           Tulama
–           Wallaga
–           Wollo



[1] Haberland, Galla Süd-Äthiopiens, 1963, Seite 4

[2] Biebuyck, Kelliher, McRae, African Ethnonyms, 1996

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3. Das Gada System, Töten und Töterschmuck

Das Gada-System ist/war eine Grundordnung der Oromo, sozusagen die zentrale Institution ihres Lebens, die alle Lebensbereiche erfasst und ihre Gesamt-Kultur festen Regeln unterwirft. Das zentrale Element des Gada-Systems ist eine spezielle Zahlenordnung; Altersklassen spielen dabei eine wesentliche Rolle und dies von der Geburt an bis zum Tod. Seine früheren militärischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Funktionen hat das Gada-System heutzutage zum großen Teil verloren. Haberland, 1963, hat dieses System eingehend und systematisch beschrieben, so dass hier nur kurz auf den Aspekt des Gada in Bezug auf Schmuck eingegangen wird.

Das Töten und die Tötungsrituale waren herausragende kulturelle Elemente der Oromo. Einst war es so, dass der, der nicht getötet hatte, auch nicht zeugen sollte.

Tötungszüge wurden organisiert oder individuell gehandhabt. Während es sonst bei den Borana dem Wagemut eines einzelnen überlassen blieb, allein oder mit Freunden zu den Nachbarstämmen zu ziehen, um dort zu morden und zu rauben, war die Teilnahme an den organisierten Tötungszügen der Gada-Klassen unbedingte Pflicht (S. 204). Wer daheim blieb, wurde bestraft und ausgestoßen. Nichttötern haftete ein Makel an.

Neben der Menschtötung war die Jagd auf Großwild ebenfalls von großer Bedeutung.

Nur die Tötung von fünf Wesen berechtigte z. B. Krieger der Arusi, bestimmten Schmuck zu tragen. Der Reihenfolge ihrer Bedeutung waren dies: Rhinozeros, Mensch, Elefant, Löwe und Büffel (S. 468).

In der Kusa-Klasse des Gada, in der Kinder und Heranwachsende der Borana waren, reichte es aus, Schmetterlinge oder Erdhörnchen zu töten, um der Tötungspflicht genüge zu tun (S. 198).

Früher durften bestimmte Schmuckstücke nur von Tötern getragen werden. Derjenige, der noch nicht getötet hatte oder einer unteren Klasse angehörte, durfte so gut wie keinen Schmuck tragen. Es wurde darauf geachtet, dass dieses Gebot nicht übertreten wurde (S. 49). Auch in der Kusa-Klasse achtete man darauf, dass sich niemand schmückte, der keine Berechtigung dazu hatte. Prahlern wurde der Schmuck mit Gewalt abgenommen (S. 209). Als Tötungen von der äthiopischen Zentralregierung verboten wurden, bekam Töterschmuck mehr und mehr die Bedeutung von allgemeiner Zier.

Schmuck und Haartracht aller Oromo-Männer und -Frauen richteten sich ursprünglich nach den Gada-Klassen, zu denen sie gehörten, wobei die Frau stets der Klasse ihres Mannes angehörte (S. 46). Die Abzeichen der Töter bzw. Klassen waren von Stamm zu Stamm verschieden (S. 53).

Aus frühen Beschreibungen geht hervor, dass die Oromo gerne und reichlich Schmuck trugen. Paulitschke[1] schreibt, dass manche Galla-Frauen Schmuck im Gewicht von 2-3 kg trugen, besonders Reife. Auf Seite 102  beschreibt er Pectoralschmuck, der in verschiedenen Ausführungen auf der Brust getragen wurde. Auch Cecchi, 1888 und Jensen, 1936 berichten von vielfältigem Schmuck.

In den folgenden Objektgruppen werden weitere Verweise auf Bedeutung und Herkunft der Schmuckstücke gegeben.



[1] Paulitschke, 1893, Seite 93 ff

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Kalatscha der Oromo

Kalatscha der Oromo

 

Geschmiedete Anhänger der Oromo

Geschmiedete Anhänger der Oromo

Gegossene Anhänger der Oromo

Gegossene Anhänger der Oromo

Arnreife der Oromo

Armreife der Oromo